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Supply-Chain-Risikomanagement mit KI-Agenten

Verbesserung der Effizienz der Supply-Chain

  • Veröffentlicht:
  • Autor: [at] Redaktion
  • Kategorie: Grundlagen
Inhaltsverzeichnis
    Supply Chain Management, Frachtschiffe an einer Werft, verzerrt, neben einem Globus
    Alexander Thamm GmbH 2025, GenAI

    In einer zunehmend globalisierten Welt sind Lieferketten komplexer und anfälliger für externe Störungen denn je. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, Risiken wie Zölle, politische Instabilitäten oder wechselnde Marktbedingungen zu bewältigen, während gleichzeitig der Kostendruck und die Planungsunsicherheit steigen. Hier kommen KI-Agenten ins Spiel: Sie bieten datenbasierte Lösungen, um Unsicherheiten zu reduzieren, die Effizienz zu steigern und proaktiv auf Herausforderungen zu reagieren. Nachfolgend wird gezeigt, wie KI-Agenten in der Supply-Chain eingesetzt werden können, welche Risiken sie adressieren und wie sie die Zukunft des Lieferkettenmanagements verbessern können.

    Was sind KI-Agenten in der Supply-Chain?

    Unter KI-Agenten in einer Supply-Chain versteht man softwarebasierte Systeme, welche mithilfe von Künstlicher Intelligenz eigenständig Entscheidungen treffen oder Handlungsempfehlungen geben können. Sie analysieren große Datenmengen in Echtzeit, erkennen Muster und können Lösungen für komplexe Herausforderungen im Logistik- und Transportwesen bieten bzw. bei der Lösungsfindung unterstützen. Die zentrale Rolle von Agentic AI liegt darin, durch präzise Prognosen und automatisierte Entscheidungen Unsicherheiten zu minimieren und Effizienzsteigerungen zu erzielen.

    Risiken im Außenhandel

    Außenhandelsrisiken können unter anderem die Effizienz und Rentabilität internationaler Lieferketten erheblich beeinträchtigen. Nachfolgend werden einige Außenhandelsrisiken aufgezeigt sowie im Weiteren beschrieben und mittels Beispielen aus der Praxis untermauert.

    RisikoErläuterungBeispiel
    Zoll- und HandelsbarrierenKomplexe Zollvorschriften, Handelsbeschränkungen oder plötzliche Änderungen wie zusätzliche Zölle können Lieferverzögerungen und Mehrkosten verursachen.USA-China: Die USA und China führten gegenseitige Strafzölle ein. Dies zwingt Unternehmen dazu, ihre Produktionsstandorte zu überdenken und führt zu gestiegenen Kosten für Verbraucher.
    WechselkursrisikenSchwankungen in Währungskursen können unvorhergesehene Kosten oder Verluste verursachen, insbesondere bei langfristigen Lieferverträgen.Brexit: Der Absturz des britischen Pfunds nach dem Brexit-Votum führte dazu, dass Importwaren für Großbritannien teurer wurden.
    TransportunsicherheitenGeopolitische Konflikte, Naturkatastrophen oder Störungen der Infrastruktur können den Transport blockieren oder erheblich verzögern.Suezkanal-Stau 2021: Ein Frachter blockierte den Suezkanal, was weltweit Lieferketten verzögerte und enorme wirtschaftliche Schäden verursachte.
    PlanungsunsicherheitenUnzureichende Transparenz entlang der Lieferkette oder unvorhergesehene Ereignisse erschweren eine effiziente Planung und Ressourcenallokation.COVID-19: Automobilhersteller sahen sich mit unerwarteten Lieferengpässen bei Halbleitern konfrontiert, was zu Produktionsstopps führte.
    MarktrisikoVeränderungen der Marktbedingungen, z. B. sinkende Nachfrage oder neue Wettbewerber, können Verluste verursachen.Huawei in Europa: Der europäische Mobilfunkmarkt wurde für Huawei zunehmend schwieriger, nachdem der Markteintritt westlicher Konkurrenten gefördert wurde.
    PreisrisikoSchwankungen von Rohstoff- oder Warenpreisen beeinflussen Gewinnmargen.Rohstoffmärkte 2022: Der sprunghafte Anstieg der Stahlpreise im Zuge des Ukraine-Kriegs führte zu höheren Produktionskosten in der Automobilbranche.
    KreditrisikoRisiko, dass ein Handelspartner zahlungsunfähig wird und seine Verpflichtungen nicht erfüllt.Thomas Cook: Der Konkurs von Thomas Cook führte zu unbezahlten Forderungen bei mehreren Hotelketten in Spanien und Griechenland.
    Lieferungs-/AnnahmerisikoRisiko, dass Waren nicht geliefert werden oder der Käufer die Lieferung nicht annimmt. (siehe auch unter Planungsunsicherheiten)COVID-19: Lieferanten in China konnten aufgrund von Lockdowns keine Waren exportieren, was zu Störungen in der globalen Supply-Chain führte.
    StandortrisikoNachteilige Standortfaktoren wie politische Instabilität oder mangelnde Infrastruktur können Geschäftsprozesse stören.Venezuela: Internationale Unternehmen wie ExxonMobil mussten ihre Operationen einstellen, da die politische Lage unsicher und die Infrastruktur unzureichend war.
    Politisches RisikoUnvorhersehbare politische Maßnahmen wie Enteignungen oder Beschlagnahmen können wirtschaftliche Verluste verursachen.Russland: Mehrere westliche Unternehmen verloren ihre Vermögenswerte, als sie gezwungen wurden, ihr Geschäft in Russland aufgrund politischer Maßnahmen einzustellen.
    ZahlungsverbotsrisikoRegierungen können Exportzahlungen untersagen, wodurch Handelspartner nicht bezahlt werden können.Iran-Sanktionen: Viele europäische Unternehmen verloren Einnahmen, als Sanktionen gegen den Iran die Überweisung von Exporterlösen verhinderten.
    Transfer- und KonvertierungsrisikoSchwierigkeiten, Gewinne oder Zahlungen aus dem Ausland in die eigene Währung zu konvertieren oder zu transferieren.Argentinien: Unternehmen wie Procter & Gamble konnten Gewinne nicht in Dollar umwandeln, da Argentinien strikte Kapitalverkehrskontrollen einführte.
    Compliance-RisikenVerletzungen von Handels- oder Sanktionsvorschriften können rechtliche Konsequenzen und hohe Geldstrafen nach sich ziehen.Myanmar-Sanktionen: Nach dem Militärputsch in Myanmar setzten die USA und die EU Handelssanktionen gegen das Land durch. Unternehmen, die Textilien aus Myanmar bezogen, mussten alternative Lieferanten finden, um die Sanktionen einzuhalten und rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.

    Effizienzsteigerung durch KI-Agenten

    KI-Agenten können die Effizienz im Lieferkettenmanagement durch datenbasierte Analysen, Automatisierung und Prognosefunktionen steigern. Es besteht dahingehend Potenzial, Kostendruck und die Unsicherheiten internationaler Lieferketten durch präzise Simulationen und Optimierungsmöglichkeiten zu mildern. Dank KI-Technologien können Unternehmen so auf plötzliche Störungen reagieren und ihre Strategien entsprechend anpassen. Besonders hervorzuheben ist die Fähigkeit von KI-Agenten, proaktiv zu handeln, anstatt nur auf Ereignisse zu reagieren.

    Die folgende Tabelle zeigt einige Potenziale von KI-Agenten, um spezifischen Außenhandelsrisiken entgegenwirken zu können:

    AußenhandelsrisikoPotenzial für Effizienzsteigerung durch KI-Agenten
    Zoll- und HandelsbarrierenKI-Agenten können Zollvorschriften und Handelsabkommen in Echtzeit analysieren, Optimierungen bei der Routenwahl empfehlen und administrative Prozesse automatisieren, um Verzögerungen zu minimieren.
    WechselkursrisikenKI-gestützte Prognosen und Algorithmen können wahrscheinliche Wechselkursbewegungen vorhersagen und optimierte Absicherungsstrategien entwickeln, um finanzielle Verluste zu reduzieren.
    TransportunsicherheitenDurch Echtzeitüberwachung und prädiktive Analysen können KI-Agenten alternative Transportwege empfehlen und Risiken durch Staus oder Naturkatastrophen frühzeitig erkennen und umgehen.
    PlanungsunsicherheitenKI verbessert die Transparenz in Lieferketten, optimiert die Nachfrageprognose und automatisiert Planungsprozesse, um unvorhergesehene Engpässe zu vermeiden.
    MarktrisikoMit KI-gestützten Marktanalysen können Unternehmen Trends frühzeitig erkennen, Produkte besser positionieren und strategische Entscheidungen datenbasiert treffen.
    PreisrisikoKI-Agenten analysieren historische Preisdaten und prognostizieren Preisentwicklungen, sodass Einkaufs- und Verkaufsstrategien optimiert werden können.
    KreditrisikoKI bewertet die Kreditwürdigkeit von Handelspartnern durch die Analyse von Finanzdaten und externen Quellen, um Zahlungsausfälle vorherzusagen und zu vermeiden.
    Lieferungs-/AnnahmerisikoDurch die Überwachung von Lieferprozessen in Echtzeit und der Identifizierung potenzieller Probleme können alternative Maßnahmen ergriffen werden, bevor es zu Verzögerungen kommt.
    StandortrisikoIndem Standortdaten analysiert werden, können optimale Produktions- oder Logistikstandorte empfohlen werden, welche die Stabilität, Infrastruktur und wirtschaftliche Vorteile berücksichtigen.
    Politisches RisikoKI-Agenten analysieren geopolitische Daten, Vorhersagen zu politischen Entwicklungen und bewerten deren potenzielle Auswirkungen auf Handelsbeziehungen und Lieferketten.
    ZahlungsverbotsrisikoKI überwacht Sanktionslisten und Handelsregelungen, um potenzielle Verstöße zu vermeiden und alternative Handelspartner oder Zahlungswege zu identifizieren.
    Transfer- und KonvertierungsrisikoAlgorithmen können Wechselkursrisiken und regulatorische Anforderungen analysieren, um sichere und kosteneffiziente Währungsumwandlungen und Kapitaltransfers zu gewährleisten.
    Compliance-RisikenKI-Agenten automatisieren die Einhaltung von Compliance-Vorgaben, indem sie Vorschriften kontinuierlich überprüfen und potenzielle Verstöße in Echtzeit identifizieren.

    Beispiele für KI-Agenten im Supply-Chain-Management

    1. Prädiktive Bedarfsplanung: Mithilfe von KI können Unternehmen künftige Nachfrageschwankungen präzise vorhersagen. Dies reduziert Lagerkosten und verhindert Lieferengpässe.
      Beispiel: Ein KI-Agent analysiert etwa historische Verkaufsdaten und externe Faktoren wie Wetter oder Feiertage. Diese präzisen Prognosen sind besonders in Branchen mit saisonaler Nachfrage ein wertvolles Werkzeug.
    2. Automatisierte Zollabwicklung: KI-Agenten analysieren Zollvorschriften und optimieren den Dokumentationsprozess. Sie reduzieren menschliche Fehler und beschleunigen somit den Grenzübertritt.
      Beispiel: Eine KI-Anwendung ermöglicht das automatische Ausfüllen von Zollformularen und erkennt potenzielle Probleme im Voraus. Dies ist insbesondere für Unternehmen mit internationalem Handelsfokus essenziell, da Verzögerungen an den Grenzen erhebliche Kosten verursachen können. 
    3. Routenoptimierung: KI-Agenten berechnen die effizientesten Transportwege unter Berücksichtigung von Verkehrsaufkommen, Wetterbedingungen und Zollabfertigungszeiten. Das spart Zeit und Kraftstoffkosten.
      Beispiel: Logistikdienstleister setzen KI ein, um Lieferungen in Echtzeit zu planen. Dadurch können Staus vermieden und Transportkosten erheblich gesenkt werden.
    4. Risikomanagement bei Wechselkursschwankungen: KI-Agenten bewerten in Echtzeit Wechselkursrisiken und empfehlen Absicherungsstrategien. Sie simulieren Szenarien und optimieren den Einsatz von Finanzinstrumenten wie Forward-Kontrakten. Dies unterstützt Unternehmen dabei, finanzielle Risiken zu minimieren und stabilere Margen zu erzielen.
    5. Bestandsmanagement: KI-Agenten können Lagerbestände in Echtzeit überwachen und optimieren. Sie sorgen dafür, dass die richtige Menge an Waren am richtigen Ort zur richtigen Zeit verfügbar ist.
      Beispiel: Ein E-Commerce-Unternehmen nutzt KI, um die Nachschubplanung basierend auf Echtzeit-Verkaufsdaten und prognostizierter Nachfrage zu automatisieren. Dadurch werden Lagerüberbestände und Fehlmengen vermieden.
    6. Geopolitische Risikoanalyse: KI-Agenten bewerten geopolitische Entwicklungen und deren potenziellen Einfluss auf Lieferketten.
      Beispiel: Bei Konflikten oder Sanktionen erkennen sie frühzeitig Risiken und schlagen alternative Routen oder Lieferanten vor. Dies gibt Unternehmen die Möglichkeit, flexibel auf externe Schocks zu reagieren.

    Fazit

    Die Integration von KI-Agenten in eine Supply-Chain stellt einen bedeutenden Schritt in Richtung Effizienz und Resilienz in dieser dar. Indem sie Risiken wie Zollbarrieren, Wechselkursvolatilitäten oder Compliance-Herausforderungen proaktiv adressieren, ermöglichen KI-Systeme nicht nur Kosteneinsparungen, sondern auch strategische Vorteile. 

    Mit ihren Vorhersage- und Optimierungsfähigkeiten stärken sie die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und tragen zur Stabilität internationaler Lieferketten bei. Die erfolgreiche Implementierung dieser Technologien erfordert jedoch einen gezielten Ansatz und kontinuierliche Anpassung an dynamische Markt- und Handelsbedingungen. KI-Agenten sind damit nicht nur eine Reaktion auf aktuelle Herausforderungen, sondern auch ein Schlüssel zur Gestaltung der Lieferketten der Zukunft.

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