Ressourcen- und Kostenoptimierung für KI-Sprachmodelle

Mit der zunehmenden Verbreitung von Large Language Models (LLMs) in nahezu allen Branchen rücken die Betriebskosten dieser Systeme immer stärker in den Fokus. Rechenleistung, Speicher, Modellzugriffe und Wartung führen dazu, dass LLMs nicht nur technologisch, sondern auch wirtschaftlich eine strategische Entscheidung darstellen. Ohne gezielte Steuerung können die laufenden Kosten schnell ansteigen und die Wirtschaftlichkeit von Anwendungen gefährden.
Eine vorausschauende Kostenplanung ist daher entscheidend, um den Einsatz von Sprachmodellen nachhaltig und kontrollierbar zu gestalten. Sie ermöglicht es, Ausgaben transparent zu machen, Ressourcen bedarfsgerecht einzusetzen und Investitionen besser zu priorisieren. Dieser Artikel beleuchtet die zentralen Kostentreiber beim Betrieb von LLMs und zeigt praxisnahe Ansätze, um Ausgaben zu reduzieren und den wirtschaftlichen Nutzen von LLM-Anwendungen zu maximieren.
Aufgrund ihrer Größe und technischen Komplexität ist der produktive Einsatz moderner Large Language Models (LLMs) mit erheblichen Kosten verbunden. Unternehmen sehen sich dabei nicht nur mit Ausgaben für Rechenleistung konfrontiert, sondern auch mit Kosten für Infrastruktur, Modellbetrieb und ergänzende Systeme. Im Folgenden werden die wichtigsten Kostenfaktoren dargestellt.
LLMs verarbeiten Text in Form sogenannter Tokens. Ein Token kann einem Wort, Wortbestandteil oder einzelnen Zeichen entsprechen. Sowohl die Eingaben (Prompts) als auch die Ausgaben des Modells werden tokenbasiert berechnet.
Bei proprietären Modellen großer Anbieter erfolgt die Abrechnung in der Regel nach Anzahl der verarbeiteten Tokens. Je umfangreicher die Eingabe und je länger die generierte Antwort, desto höher sind die Kosten. Häufig sind Ausgabetokens deutlich teurer als Eingabetokens. So liegt der Preis bei neueren Modellen teils um ein Mehrfaches höher für generierte als für eingehende Tokens. Die konkreten Kosten variieren je nach Anbieter und Modell.
Unternehmen können zwischen unterschiedlich großen Modellen wählen – von kompakten Modellen mit wenigen Milliarden Parametern bis hin zu sogenannten Frontier-Modellen mit mehreren hundert Milliarden Parametern.
Kleinere Modelle sind in der Regel kostengünstiger, schneller in der Inferenz und einfacher anzupassen. Auch das Fine-Tuning ist deutlich günstiger als bei sehr großen Modellen. Größere Modelle bieten hingegen höhere Leistungsfähigkeit bei komplexen Aufgaben, sind jedoch wesentlich teurer im Betrieb.
Zusätzlich stellt sich die strategische Frage zwischen proprietären und Open-Source-Modellen:
LLMs können entweder cloudbasiert oder lokal betrieben werden. Beide Varianten unterscheiden sich deutlich in ihrer Kostenstruktur.
Cloud-Angebote bieten hohe Flexibilität und geringen Einrichtungsaufwand. Unternehmen können entweder verwaltete Modelle nutzen, die nach Tokenverbrauch abgerechnet werden, oder Open-Source-Modelle auf eigenen Cloud-Instanzen betreiben, deren Kosten sich nach Rechenleistung, Laufzeit und Datentransfer richten.
Bei lokaler Bereitstellung entfallen zwar laufende Mietkosten, dafür müssen Unternehmen in eigene Hardware investieren. Die Ausgaben hängen dabei vor allem von der notwendigen GPU-Leistung, dem Speicherbedarf sowie von Strom-, Kühlungs- und Wartungskosten ab.
Ein weiterer Kostentreiber ist der gewählte Betriebsmodus:
LLMs werden in der Praxis selten isoliert eingesetzt. Für komplexere Anwendungen sind zusätzliche Komponenten erforderlich, etwa Vektordatenbanken für Retrieval-Augmented Generation (RAG), externe APIs, Zwischenspeicher (Caching) oder Workflow-Logik für agentische Systeme.
Diese Systeme verursachen eigene Betriebs- und Infrastrukturkosten, die bei wachsendem Anfragevolumen erheblich ins Gewicht fallen können. Insbesondere häufige Datenbankabfragen oder externe API-Aufrufe können die Gesamtkosten deutlich erhöhen.
Wie gezeigt, können die Betriebskosten von Large Language Models (LLMs) aus unterschiedlichen Gründen stark variieren. Um Ausgaben kontrollieren und gezielt optimieren zu können, ist eine kontinuierliche Überwachung zentraler Kennzahlen erforderlich. Fünf Metriken haben sich dabei als besonders relevant erwiesen: Token-Verbrauch, Modellleistung, Ressourcenauslastung, Anfragevolumen und Kosten pro Geschäftskennzahl (KPI).
Insbesondere bei proprietären Modellen hängen die Kosten unmittelbar von der Anzahl der verarbeiteten Tokens ab. Daher ist eine laufende Analyse des Token-Verbrauchs unerlässlich.
Sinnvolle Kennzahlen sind u. a.:
Durch diese Transparenz lassen sich ungewöhnliche Nutzungsmuster, fehlerhafte Implementierungen oder ineffiziente Prompts frühzeitig erkennen und gegensteuern.
Die Wahl des Modells hat einen direkten Einfluss auf Kosten und Ergebnisqualität. Um fundierte Entscheidungen treffen zu können, sollte die Leistung von Modellen messbar verglichen werden.
Dazu eignet sich ein Referenzdatensatz mit bekannten Zielwerten (Ground Truth). Die Modellantworten werden anschließend mithilfe geeigneter Metriken bewertet, etwa:
Diese Kennzahlen ermöglichen einen objektiven Vergleich verschiedener Modelle und helfen dabei, Kosten und Leistung in ein ausgewogenes Verhältnis zu setzen.
Bei selbst betriebenen Modellen sind Infrastrukturkosten ein wesentlicher Faktor. Entsprechend wichtig ist die Überwachung der tatsächlichen Auslastung der Hardware.
Zentral sind hierbei:
Niedrige Auslastung deutet auf ungenutzte Kapazitäten hin und eröffnet Einsparpotenziale, etwa durch Batch-Verarbeitung, höhere Parallelisierung oder eine Anpassung der Modellgröße an den tatsächlichen Bedarf.
Die Analyse der Anfragehäufigkeit zeigt, wie intensiv das System genutzt wird. Sie ermöglicht die Identifikation von:
Auf dieser Grundlage lassen sich Ressourcen dynamisch steuern, beispielsweise durch automatische Skalierung, zeitgesteuerte Batch-Verarbeitung oder das Abschalten nicht benötigter Dienste.
Zusätzlich liefert diese Kennzahl Hinweise zur Systemstabilität: Sinkt der Anteil erfolgreicher Anfragen, weisen Logs und Fehlermeldungen frühzeitig auf Engpässe oder fehlerhafte Konfigurationen hin.
Die wirtschaftlich wichtigste Metrik ist der Zusammenhang zwischen Kosten und Geschäftsnutzen. Hier werden LLM-Ausgaben direkt in Relation zu konkreten Ergebnissen gesetzt, etwa:
Diese Kennzahl macht transparent, ob der Einsatz von LLMs einen messbaren Mehrwert liefert und auf welchen Ebenen weitere Optimierungen erforderlich sind.
In diesem Abschnitt werden praxisnahe Maßnahmen vorgestellt, mit denen sich die Kosten beim Einsatz von Large Language Models (LLMs) gezielt steuern und reduzieren lassen. Die Empfehlungen reichen von der Auswahl geeigneter Modelle über intelligente Routing-Mechanismen bis hin zur effizienten Nutzung unternehmensinterner Wissensbestände.
Größere Modelle verursachen in der Regel höhere Betriebskosten, insbesondere bei proprietären Angeboten. Daher empfiehlt es sich, Modelle schrittweise zu evaluieren – beginnend mit der kostengünstigsten geeigneten Option.
Ein bewährtes Vorgehen ist dabei:
In der Praxis zeigt sich häufig, dass kleinere Modelle für viele Anwendungsfälle bereits eine ausreichende Qualität liefern und deutlich kosteneffizienter sind.
Viele Systeme verwenden standardmäßig ein einzelnes Modell für alle Anfragen. Dieses Vorgehen ist einfach, aber selten optimal in Bezug auf die Kosten. Effektiver ist es, Anfragen je nach Komplexität gezielt an unterschiedliche Modelle zu verteilen.
Ein typisches Beispiel: Ein Großteil der Anfragen ist einfach strukturiert und erfordert kein leistungsstarkes Modell. In solchen Fällen lassen sich Kosten senken, indem:
Zur automatischen Einordnung von Anfragen kann ein leichter Klassifikator eingesetzt werden, der auf Basis annotierter Beispieldaten vorhersagt, welches Modell benötigt wird. Dieses sogenannte Modell-Routing ermöglicht erhebliche Einsparungen, ohne Abstriche bei der Qualität komplexer Aufgaben.
Die Gestaltung von Prompts hat unmittelbaren Einfluss auf den Tokenverbrauch – und damit direkt auf die Kosten. Kürzere, klar strukturierte Eingaben reduzieren nicht nur die Anzahl der Eingabetokens, sondern führen oft auch zu kompakteren Ausgaben.
Empfehlenswert ist:
Ziel ist es, die Eingaben so schlank wie möglich zu halten, ohne die Qualität der Ergebnisse zu beeinträchtigen.
Viele Anbieter bieten Batch-Modi an, die deutlich günstiger sind als die Echtzeitverarbeitung. Der Nachteil besteht in höheren Latenzen, da Anfragen gesammelt und zeitversetzt abgearbeitet werden.
Batch-Verarbeitung eignet sich besonders für Aufgaben ohne Echtzeit-Anforderungen, etwa:
Nach Abschluss der Verarbeitung können Nutzer automatisch benachrichtigt werden, beispielsweise per E-Mail oder über Webhooks. Für große Datenmengen ergeben sich hier erhebliche Kostenvorteile.
Ein häufiger Kostentreiber ist das Einfügen umfangreicher Kontextinformationen in jeden Prompt, etwa um firmenspezifisches Wissen bereitzustellen. Eine effizientere Alternative ist Retrieval-Augmented Generation (RAG).
Dabei werden nicht ganze Dokumente an das Modell übergeben, sondern nur die jeweils relevantesten Textpassagen aus einer Datenbank abgerufen und in den Prompt integriert. Dies:
Die Einrichtung einer RAG-Pipeline erfordert initialen Aufwand, etwa durch die Einrichtung einer Vektordatenbank und die Auswahl geeigneter Einbettungsmodelle. In produktiven Systemen mit hoher Nutzung amortisiert sich dieser Aufwand jedoch in der Regel schnell.
Sie haben nun einen Überblick über die zentralen Kostentreiber beim Einsatz von Large Language Models erhalten, kennen die wichtigsten Kennzahlen zur Überwachung der Ausgaben und die wirksamsten Maßnahmen zur Kostensteuerung im operativen Betrieb.
Die folgende Übersicht fasst die beschriebenen Strategien zusammen und zeigt jeweils die wichtigsten Vorteile sowie konkrete Ansätze für die praktische Umsetzung. Sie dient als kompakte Orientierungshilfe, um Optimierungspotenziale systematisch zu identifizieren und umzusetzen.
| Strategie | Nutzen | Umsetzung |
|---|---|---|
| Modellauswahl | Senkt die Token-Kosten und Infrastrukturausgaben durch Auswahl des kleinsten Modells, das die Qualitätsanforderungen erfüllt. | Beginnen Sie mit dem Testen kostengünstigerer/kleinerer Modelle und steigen Sie nur dann auf ein größeres Modell um, wenn die Genauigkeitsanforderungen nicht erfüllt werden. Vergleichen Sie die Modelle anhand einer quantitativen Auswertung Ihres Datensatzes. |
| Modell-Routing | Reduziert die durchschnittlichen Verarbeitungskosten, indem einfache Abfragen an kostengünstigere Modelle gesendet und teure Modelle für komplexe Aufgaben reserviert werden. | Trainieren Sie einen leichtgewichtigen Klassifikator, um die Komplexität von Abfragen zu erkennen, und leiten Sie Anfragen dann an die geeignete Modellstufe weiter. |
| Prompt-Optimierung | Verringert die Verwendung von Eingabe- und Ausgabetoken und reduziert so die LLM-Kosten pro Anfrage erheblich. | Kürzen Sie Prompts, entfernen Sie redundanten Kontext und beschränken Sie die Ausgabelänge explizit (z. B. „auf zwei Sätze beschränken“). |
| Batch-Anfragenverarbeitung | Reduziert die Token-Kosten (oft um 50 %) und verbessert den Durchsatz für Workloads, die keine Echtzeitantworten erfordern. | Fassen Sie viele Anfragen zu Batches zusammen und verarbeiten Sie sie asynchron. Benachrichtigen Sie die Benutzer, wenn die Ergebnisse verfügbar sind. |
| Nutzung einer Wissensdatenbank (RAG) | Reduziert die Größe der Prompts, indem nur relevanter Kontext eingefügt wird, wodurch die Token-Nutzung gesenkt und gleichzeitig die Genauigkeit beibehalten wird. | Verwenden Sie eine Vektordatenbank + Einbettungen, um nur die für jede Abfrage erforderlichen Ausschnitte abzurufen, anstatt vollständige Dokumente zu übermitteln. |
Mit der zunehmenden Integration von Large Language Models in unternehmensweite Prozesse gewinnt die Kostensteuerung eine strategische Bedeutung. Ein fundiertes Verständnis der zentralen Kostentreiber und geeigneter Kennzahlen ermöglicht es Unternehmen, Entscheidungen zur Modellauswahl, Infrastruktur und Architektur auf einer belastbaren Grundlage zu treffen.
Nahezu jeder Bestandteil der Systemlandschaft – von der Gestaltung der Prompts bis zur Auslastung der Hardware – bietet Ansatzpunkte zur Effizienzsteigerung. Wer diese Potenziale systematisch nutzt, kann Betriebskosten reduzieren, ohne Abstriche bei Leistungsfähigkeit oder Qualität machen zu müssen.
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