Machine Learning in der Industrie 4.0 ist einer der maßgeblichen Treiber und eine enorme Chance für die wirtschaftliche Entwicklung. In diesem Artikel beschäftigen wir uns darum mit fünf konkreten Anwendungsfällen für Machine Learning.
Maschinen lernen denken: Der Einsatz von Robotern, Sensortechnik, Big Data und Künstlicher Intelligenz machen Maschinen in der industriellen Produktion heute in der Industrie 4.0 smarter als jemals zuvor. Insbesondere die Data-Science-Methode Machine Learning gewinnt aufgrund der enormen Fortschritte im Bereich Datenverarbeitung und Rechengeschwindigkeit in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung.
Machine Learning wird in bestimmten Bereichen der Industrie sogar zum Innovationstreiber. Aus diesem Anlass stellen wir hier fünf konkrete und anschauliche Anwendungsfälle für Machine Learning in der Industrie 4.0 vor.
Lesetipp: In diesen Artikeln gehen wir auf Machine Learning Methoden ein.
Inhaltsverzeichnis
1. Smart Manufacturing: Den Produktionsprozess besser verstehen und steuern
Mit Data-Science-Methoden wie Machine Learning lassen sich einzelne Produktionsprozesse neu betrachten und transformieren. Dazu werden Daten im Rahmen des Produktionsprozesses gesammelt und ausgewertet. Dadurch lassen sich einzelne Prozesse besser verstehen und in der Folge optimieren.
Bei einem unserer Kunden ging es beispielsweise um die Verbesserung im Lackierungs-Prozess von Autoteilen. Das Problem war, dass Fehllackierungen viele manuelle Nacharbeiten notwendig machten. Unsere Lösung sah dabei vor, den Lackierprozess digital zu erfassen. Auf Basis von Trainingsdaten zu Lackdicke, PH-Werten und Trockenzeiten konnte der Prozess insgesamt ausgewertet und hinsichtlich bestimmter Ziele wie Spaltmaße optimiert werden. Machine-Learning-Algorithmen bringen zwei wesentliche Vorteile in den Produktionsprozess:
- Verbesserung der Qualität der Produkte
- Flexibilisierung des Produktionsprozesses
Datenauswertungen können auf diese Weise dazu führen, dass Prozesse fortlaufend an die aktuellen Produktionsbedingungen angepasst werden. Smart Manufacturing zeichnet sich entsprechend dadurch aus, dass Optimierungen automatisch durchgeführt werden und Anpassungen auf dem Niveau einzelner Bauteile vorgenommen werden können.
2. Predictive Maintenance: Die intelligente, vorausschauende & präventive Wartung
Bauteile wie Sensoren werden nicht nur immer kleiner, sie können auch immer kosten-effizienter eingesetzt werden. Dadurch wird das Monitoring von Maschinen immer interessanter. Viele tausende Messpunkte innerhalb eines Fahrzeugs, einer Maschine oder eines ganzen Maschinenparks können so überwacht werden.
Bislang war es in vielen Fällen so, dass die Messgenauigkeit einzelner Sensoren sehr stark durch andere Umwelteinflüsse beeinflusst wurden. Je mehr Punkte einer Maschine mit Sensoren ausgestattet werden, desto genauer werden die Messungen. Je mehr Daten erhoben werden, desto besser. Insbesondere Fehlmessungen von einzelnen Sensoren können eindeutiger identifiziert und bewertet werden, wenn zwei Sensoren, die an ähnlichen Stellen messen, unterschiedliche Werte liefern.
Sensoren liefern einen Blick ins Innere von Maschinen
Sensordaten liefern wertvolle Informationen über den Zustand von Maschinen. Über den Verlauf der Zeit entsteht so ein genaues Bild über den „gesunden“ Zustand von Maschinen. Mit den Daten-Sets von diesem gesunden Zustand lassen sich dann Machine-Learning-Algorithmen trainieren. In den vielen Petabytes an Sensordaten suchen die Machine-Learing-Algorithmen nach Mustern, die auf Fehlfunktionen oder den möglichen Ausfall von Teilen hinweisen. Auf diese Weise können Maschinen repariert werden, noch bevor sie defekt sind (Predictive Maintenance).
Lesetipp: In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit dem Potential von Augmented Reality und Mixed Reality für die Präventive Wartung.
3. Optimiertes Energiemanagement dank maschineller Lernmethoden
Klimawandel und Energiewende sind zwei der größten aktuellen Herausforderungen – nicht nur für die Politik und die Gesellschaft, sondern auch für die Industrie. Schon heute ist der Energiemarkt komplizierter als noch vor wenigen Jahren. Der derzeitige Energiemix aus herkömmlichen und erneuerbaren Energiequellen wie Wind führt dazu, dass es zu Schwankungen im Stromnetz kommt. Stromanbieter drohen sowohl bei einer Über- als auch bei einer Unterproduktion Strafzahlungen, die es auf jeden Fall zu vermeiden gilt (vgl. Grafik).
Data-Science-Methoden wie Machine Learning machen einen immer komplexer werdenden Energiemarkt beherrschbar. Damit der Bedarf immer optimal gestillt werden kann, ist es nötig, sowohl die Rahmenbedingungen der Energieerzeugung genauestens im Blick zu haben, als auch den voraussichtlichen Verbrauch. Für diese Aufgabe, bei der Wissen aus Erfahrung abgeleitet werden muss, bietet sich Machine Learning als ideale Lösung an. Machine-Learning-Algorithmen helfen dabei, Nachfrage und Angebot aufeinander abzustimmen oder Anomalien im Stromverbrauch zu erkennen. Das bringt drei wesentliche Vorteile mit sich:
- Auf Basis historischer Energieverbrauchsmuster lässt sich der voraussichtliche Bedarf ableiten
- Eine intelligente Steuerung sorgt für eine preisoptimierte Strategie für Stromerzeuger
- Die Steuerung der Produktion ist in Echtzeit möglich
Kostenersparnis durch Lead Forecasting
4. „Testautomatisierung 2.0“ bringt die Umkehrung der Verhältnisse bei der Qualitätskontrolle
Früher wurde die Qualität von Produkten am Ende des Produktionsprozesses überprüft. Durch den Einsatz von Sensortechnik und durch die kontinuierliche Auswertung von Daten auf Bauteil-Ebene kann die Qualität von Werkteilen während des laufenden Betriebs überprüft und sichergestellt werden.
Ein Schlüssel zu dieser neuen Form der Qualitätskontrolle ist der Einsatz von Machine Learning. Seine großen Stärken kann diese Gruppe von Algorithmen insbesondere in Umgebungen ausspielen, in denen nicht nur einzelne vorab definierte Fehlerquellen untersucht werden sollen. Durch ihre Lernfähigkeit können Machine-Learning-Algorithmen vorher unbekannte Fehlerquellen in den Daten entdecken. Besonders im Maschinenbau kommt Machine Learning in der Industrie 4.0 darum eine immer größere Relevanz zu.
5. Autonome Fahrzeuge in Fertigung und Logistik sind ohne Machine Learning nicht denkbar
Ohne Maschinelles Lernen sind die Entwicklungen im Bereich des autonomen Fahrens kaum denkbar. Die Fähigkeiten von Machine Learning, Regeln selbständig zu lernen und neue, unvorhergesehene Situationen anhand dieser Regeln zu beurteilen, zeichnen diese Algorithmen aus.
Linktipp: Erfahren Sie in diesem Artikel mehr über das connected car.
Der Straßenverkehr ist dabei nur eine von vielen Umgebungen, in denen ständig neue Situationen entstehen, die anhand der trainierten Regeln eingeschätzt werden müssen. Durch autonome Fahrzeuge werden viele Systeme innerhalb der Industrie völlig neu strukturiert.
Autonome Systeme transformieren die Industrie
Eines der prominentesten Beispiele für die Transformation des Fertigungsprozesses durch autonome Fahrzeuge ist Produktion in der vernetzten Fabrik. Der exakte Bedarf an Material und die Bestückung können perfekt aufeinander abgestimmt und teilweise automatisiert werden. Auch der gesamte Bereich der Logistik kann durch Machine Learning auf ein völlig neues Niveau gebracht und so effizient wie nie zuvor gesteuert werden.
In diesem Artikel erfahren Sie mehr über die Unterschiede zwischen Brownfield und Greenfield Anlagen.
Einer der wichtigsten Trends innerhalb des maschinellen Lernens, der zur Autonomie beiträgt ist Deep Learning. Der Grad an Intelligenz, der mit Deep Learning erreicht werden kann, ist notwendig, damit autonom fahrende Fahrzeuge, ihre Umgebung richtig erkennen und deuten können.
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Es ist Zeit für Machine Learning in der Industrie 4.0
Ob Großkonzern oder mittelständisches Unternehmen: Machine Learning in der Industrie 4.0 ist einer der wichtigsten Trends in den kommenden Jahren. Die Voraussetzungen für den Erfolg von Data-Science-Methoden ist in den letzten Jahren geschaffen worden. Günstige Datenverarbeitung und große Datenmengen bilden den optimalen Rahmen für die Anwendung von Machine Learning in der Industrie 4.0. Viele bislang ungenutzte Informationen können so Teil der Wertschöpfungskette werden und zur digitalen Transformation von Unternehmen beitragen.
Dabei ist zum einen wichtig, so früh wie möglich konkrete Anwendungsmöglichkeiten zu finden. Da es sich bei Machine-Learning-Algorithmen um lernende Algorithmen und nicht Out-of-the-box-Lösungen handelt, dauert es eine gewisse Zeit, bis die Lösungen ihre volle Wirkung entfalten.
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